38Ausbildung im Focus Eine Ausbildung da, wo andere Urlaub machen? Was während eines Studiums schon zum Standard gehört, ist auch während einer Ausbildung möglich: Lernen im Aus- land! Viele Azubis wissen gar nicht, dass es Möglichkei- ten und Programme gibt, die die ganze oder einen Teil der Ausbildung mit einem Auslandsaufenthalt verbin- den. Sogar inklusive Extra-Zuschuss für die Reisekasse! In vielen Berufen werden Sprachkenntnisse und Ausland- serfahrungen immer wichtiger. Dabei ist die Geschäftsspra- che oft eine ganz andere, als die, die man in der Schule beigebracht bekommt. Umso sinnvoller kann es sein, sich die Fremdsprachenkenntnisse gleich business-tauglich an- zueignen – nämlich mit einem Auslandsaufenthalt während der Ausbildung. Von den vielen unvergleichlichen persön- lichen Erfahrungen abgesehen, die so ein Auslandsaufent- halt mit sich bringt, pimpt es auch den Lebenslauf: Künf- tigen Arbeitgebern zeigt ein Azubi, der im Ausland war, dass er sich auf neue Situationen einstellen kann, offen, flexibel, anpassungsfähig und nicht zuletzt auch mit dem nötigen Durchsetzungsvermögen ausgestattet ist. Das ist natürlich immer gern gesehen und be- eindruckt so manchen Personalchef. Allerdings braucht man als Azubi im Ausland etwas mehr Engagement und Eigeninitiative, um seine Ausbildung im Ausland zu absol- vieren. Denn während das deutsche Hoch- schulsystem schon internationalisiert wurde, hinkt das Ausbildungssystem noch gehö- rig nach. Ein Grund dafür sind die von Land zu Land sehr unterschiedlichen Ausbildungssysteme. Trotzdem muss man nicht warten, um seinem Fernweh nachzugeben: Azubis können sowohl einen Teil als auch die gesamte Ausbil- dung im Ausland verbringen oder die Ausbildung mit einem Auslandsprakti- kum verbinden. Wer schon vor Beginn der Ausbildung weiß, dass diese auf jeden Fall ins Ausland führen soll, der sollte sich am besten schon vorher informie- ren und gleich eine Ausbildungs- stätte und Berufsschule wählen, wo das möglich ist. Denn es gibt Ausbildungs-Programme, die den Auslandsaufenthalt fest eingeplant haben – so gibt es auch keine Probleme bei der Anerken- nung dieser ausländischen Ausbildungszeit. Auch gibt es Kooperationen mit europäischen Stätten beruflicher Bil- dung, die eine komplette Ausbildung im Ausland ermögli- chen. Dabei wird ein beruflicher Abschluss erworben, der sowohl in Deutschland als auch in dem betreffenden Land anerkannt ist. Übrigens sind Kenntnisse der Sprache meis- tens Voraussetzung, wenn man die Ausbildung im Ausland machen möchte. Schließlich bringt der Auslandsaufenthalt nichts, wenn man nur Bahnhof versteht. Erster Ansprechpartner für Azubis, die einen Auslandsauf- enthalt machen wollen, sind die zuständigen Kammern; also die Handwerkskammer oder die Industrie- und Han- delskammer. Wer sich über die verschiedenen Ausbildun- gen, die es im europäischen Ausland gibt, informieren möchte, findet diese Infos auch beim sogenannten Europa- service der Bundesagentur für Arbeit. Wer schon weiß, in welches Land und in welchen Beruf der Auslandsaufent- halt gehen soll, kann sich auch direkt an die Kammern des jeweiligen Landes wenden. Viele haben eine deutsche Vertretung – das erleichtert den Kontakt. Oft sind es ausländische Tochterfir- men deutscher Unternehmen, die die deut- schen Auszubildenden mit offenen Armen empfangen. Wer sich jetzt fragt, wie so eine Ausbil- dung im Ausland bezahlt werden soll, der kann sich über die Antwort freuen, dass es einige Möglichkeiten zur finanziellen Unterstützung gibt. Gerade für Ausbildun- gen, die zu einem Teil im Ausland verbracht werden, gibt es unter anderem das EU-Pro- gramm »Leonardo da Vinci«. Bis zu 5.000 Euro als Unterstützung und Erstattung der Reisekosten gibt es für die Zeit im Ausland, die zwischen drei Wochen und neun Monaten lang sein darf. Der Auslandsaufenthalt funktioniert aber nur dann, wenn Berufsschule und ausbildender Betrieb mitspielen. Denn diese stellen den Antrag auf Förderung durch dieses Aus- tauschprogramm. Danach aber steht der Ausbildung im Aus- land nichts mehr im Wege! © Shrikant/peopleimages.com; Adobe Stock, efks; fotolia.com