36ausbildung im fokus Du hast schon viel ausprobiert. Wie hast du am Ende den Weg in die Schreiner-Ausbildung gefunden?Ich habe als Kind schon gerne Sachen gebaut, aber immer gedacht, dass das nicht reicht, um einen Beruf daraus zu machen. Nach dem Quali habe ich eine Lehre als Raumaus-statter angefangen, aber das konnte ich wegen meiner chro-nischen Rückenschmerzen nicht weitermachen. Dann habe ich es mit einer Ausbildung in der Systemgastronomie ver-sucht, musste das auch wegen der körperlichen Belastung abbrechen. Dann habe ich eine Ausbildung zum Tontechniker gemacht, habe mich aber nicht den Rest meines Lebens in einem Tonstudio gesehen. Ich war danach eine Zeitlang im Vertrieb; das war verlockend, weil man schnell gut Geld verdient, aber mir war irgendwann klar, dass ich doch etwas Handwerkliches machen möchte – am liebsten mit Holz. Heute ärgere ich mich etwas, dass ich so spät mit dem ange-fangen habe, was mich eigentlich schon früh interessiert hat.Über Umwege zur richtigen Ausbildung Was gefällt dir besonders am Schreiner-Beruf?Mit Holz kann man so viel machen, und ich liebe den Duft, wenn man es bearbeitet. Holz ist einfach ein toller natürlicher Werkstoff, mit dem man sich auch künstlerisch austoben und kreativ arbeiten kann. Und ich sehe mich selbst auch als Künstler. Als Schreiner arbeite ich vom Baumstamm bis zum fertigen Produkt. Das ist total vielseitig, und es kommt absolut keine Langeweile auf. Ich mag das filigrane und kon-zentrierte Arbeiten am Werkstück, finde aber auch das Pla-nen spannend, wo man am PC aus eigenen Ideen oder nach Absprache mit dem Kunden CAD-Zeichnungen erstellt. Am Ende kann man als Schreiner in ganz viele Richtungen gehen.Der Beruf ist auch sehr angenehm, was die körperliche Be-lastung angeht. Man muss zwar schon fit sein, weil man viel steht, aber wir haben hier einen Kran, so dass man nicht viel heben muss. Vielleicht sind auch deswegen in meiner Klasse ein Viertel Frauen, was ich echt gut finde. Wem würdest du die Ausbildung zum Schreiner empfehlen?Allen, die Lust haben, selbst was zu bauen, und die Holz mögen. Wenn man diese Leidenschaft hat, kann man die als Schreiner zum Beruf machen. Aber man muss motorisch schon ein bisschen was draufhaben und Spaß an Details mit-bringen. Man braucht auf jeden Fall räumliches und kreatives Denken, um sich vorstellen zu können, was der Kunde möchte, Zeichnungen und Pläne zu lesen und das fertige Teil am Ende sehen zu können. Aber das ist alles lernbar. Nur etwas hand-werkliches Geschick sollte man halt mitbringen, und dann dient die Leidenschaft als Treibstoff.Diese Ausbildung zu machen, nur um eine Ausbildung zu ha-ben, würde ich nicht empfehlen. Denn, wenn man richtig gut werden möchte, ist es am wichtigsten, diesen Beruf und den Werkstoff zu lieben und zu leben. Wie war der Start in die Ausbildung für dich?Das erste Jahr findet als BGJ ja nur in der Berufsschule statt; da lernt man schon mal das Wichtigste, auch wenn man keine Vorkenntnisse hat. Am Anfang hatte ich, ehrlich ge-sagt, etwas Angst vor dem Start in der Firma im zweiten Lehrjahr, aber ich habe mich sehr gut eingelebt. Die Kollegen sind sehr freundlich, und ich fühle mich sehr wohl. Ich fand es toll, dass sich die Firma so für mich eingesetzt und mög-lich gemacht hat, dass ich in die Berufsschule nach Lands-berg statt nach Kaufbeuren gehen kann.Fernando Eidenschink (26) Auszubildender zum Schreiner bei Strobel Fensterbau in Kirchdorf / Bad Wörishofen.Fernando Eidenschink ist mit 26 Jahren im zweiten Aus-bildungsjahr als Schreiner bei der Strobel Fensterbau GmbH in Bad Wörishofen-Kirchdorf. Manchmal braucht es eben ein paar Umwege, um das Richtige für sich zu finden. Aber dann passt’s.Foto: Wilde