12AUsbildung im Focus Die Tricks der Super-Schüler Man muss kein Streber sein, um gute Noten zu bekommen Der 18-jährige Schüler Tim Nießner aus Haan bei Düssel- dorf hat sich etwas Besonderes ausgedacht, um sich auf seinen Schulabschluss vorzubereiten: Er hat rund 100 der besten Abiturientinnen und Abiturienten Deutschlands in- terviewt, um herauszubekommen, was er von ihnen lernen kann. Daraus ist jetzt ein 300-seitiges Buch entstanden: »Die geheimen Tricks der 1,0er-Schüler«. Zuerst musste Tim herausfinden, wer überhaupt die besten Abiturienten sind. Also schrieb er für sein Projekt bundesweit 2.200 Schulen an, um einen Kontakt mit ihnen herzustellen. Alle, die er schließlich interviewte, haben einen Abi-Schnitt von 1,0 oder sogar 0,69. »Man muss nicht übel schlau sein, um das zu schaffen«, sagt der Oberstufenschüler, der sein eigenes Abi noch vor sich hat. Er schätzt, dass von den 100 Super-Schülern gerade einmal zehn Prozent hochbegabt sind. Nur wenige von ihnen hätten sich außerdem als totale Stre- ber entpuppt, so Tim. »Die haben gar nicht den ganzen Tag gelernt. Die haben sich fast alle neben der Schule viel Zeit für Hobbys und Freunde genommen.« Für einen sehr guten Schulabschluss seien eher andere Dinge wichtig, wie zum Beispiel die mündliche Mitarbeit im Unterricht. Und das nicht nur, weil diese aktive Beteiligung 50 Prozent der Gesamtnote ausmache, sondern auch, weil es dabei helfe, den Stoff bes- ser zu verstehen. Die Spitzenschüler sind überzeugt: Wer im Unterricht aufmerksam ist und mitmacht, muss auch nichts nachholen. Trotzdem sollte man jeden Tag lernen – nicht nur vor Klausuren. Am besten, man fängt mit zehn Minuten täg- lich an und steigert sich langsam bis zu einer Stunde. Wer das auch in den Ferien macht, hat schnell einen enormen Vorsprung. m o c . e b o d a . k c o t s ; v o k © i v o N y e g r e S , d n W e n u i i Die Überflieger sagen aber auch: Sympathie spielt eine gro- ße Rolle, der Lehrer schaut nicht nur auf die Leistung. »Wer den Lehrer mit Respekt behandelt und ein gutes Verhältnis aufbaut, hat bei ihm einen Bonus.« Man sollte es aber nicht übertreiben: Nicht schleimen! Lehrer waren auch mal Schüler. Niemand mag Schleimer. Tim gibt zu, früher selbst nicht be- sonders gut in der Schule gewesen zu sein. In der sechsten Klasse lag sein Notendurchschnitt bei 3,0. Doch dann packte ihn der Ehrgeiz und nach vier Jahren hatte er sich auf 1,3 verbessert. Doch aller Anfang ist schwer: »Es dauert, bis man beim Lehrer aus der 3er-Schublade rauskommt.« Durchhalten ist angesagt: »Irgendwann ist man oben angekommen und dann ist es dafür leichter, dort zu bleiben«, sagt der Schüler. Sehr wichtig ist die eigene Motivation. Man sollte sich seine Ziele eher ein Stück zu hoch hängen als zu tief, empfehlen die Super-Schüler. Man solle sich nicht selbst Dinge einreden wie »Das verstehe ich eh nicht, ich bin halt kein Mathe-Typ.« Mathematik, da waren sich die Befragten einig, sei sogar ein reines Übungsfach. »So viele Übungsaufgaben wie möglich« laute hier die Devise. Wenn es der Lehrer nicht gut erklären kann, nimm dir das Internet zur Hilfe. Halte dich an Lern-Apps oder YouTube. »Gute Angebote sind simpleclub und MrWis- sen2Go«, rät Tim.